„In diesem Jahr hat Bischof Bertram Meier seine Weihnachtsansprache unter das Motto „Vertrauen ist das kostbarste Geschenk“ gestellt.“
Vertrauen ist das kostbarste Geschenk
An Kindern kann man es beobachten: Ihr Vertrauen in die „Großen“,
in Mama und Papa, Oma und Opa steht ihnen ins Gesicht geschrieben.
Sie schenken mit ihrem oft grenzenlosen Vertrauen sich selbst und entwaffnen mit einem strahlenden Lächeln auch unbeteiligte Passanten.
Jedes Jahr neu können wir dieses Wunder beim Gang über den Christkindlesmarkt erleben.
Doch als Erwachsene wissen wir: Vertrauen kann auch bitter enttäuscht werden, und das bereits in früher Kindheit.
Wer Ablehnung, Gewalt, Liebesentzug oder sonst eine Demütigung erlebt hat,
der tut sich schwer, einem fremden Menschen unvoreingenommen und mit einem Vertrauensvorschuss zu begegnen.
Leider bleibt es oft nicht bei einer einzelnen schlimmen Erfahrung, sondern die eine zieht die andere nach sich:
weil die Startbedingungen schwierig sind, weil die Angst, ausgenutzt und hintergangen zu werden,
soziale Kontakte extrem erschwert oder weil Minderwertigkeitsgefühle so überhandnehmen,
dass scheinbar nur noch der Rückzug auf sich selbst offensteht.
Wir alle wissen: Wer Vertrauen schenkt, geht ein Risiko ein.
Doch auch hier gilt der alte Grundsatz:
Nur wer wagt, gewinnt.
Wie wunderbar ist es, wenn zwei Menschen sich füreinander öffnen und beim gegenseitigen Kennenlernen voller Staunen spüren, dass sie sich auf einer Wellenlänge bewegen!
Liebe, Freundschaft und Partnerschaft brauchen den Einsatz von Vertrauen und Offenheit sowie die Bereitschaft, für den anderen einzustehen, Verantwortung zu übernehmen.
An Weihnachten feiern wir jedes Jahr neu das Vertrauen, das Gott in seine Schöpfung hat:
Er wird Mensch wie wir.
Ganz anders als in der griechischen Mythologie, in der die Götter Zeus und Hermes Menschengestalt annahmen, um Menschen zu bestrafen oder zu belohnen – und:
von jetzt auf nachher wieder unsichtbar wurden.
Nein, der Gott, der Mose im brennenden Dornbusch seinen Namen
„Ich bin der: Ich bin da für euch“ mitteilte, ist „ein Gott mit uns“,
der in Jesus Christus unser Leben geteilt hat.
Seine Geburt als hilfloser Säugling in Bethlehem ist das Wunder des Vertrauensvorschusses:
Gott investiert in uns. Gott schenkt uns mit diesem Kind sich selbst.
Gott lädt uns ein, der Botschaft des Friedens und der Versöhnung, die Jesus uns vorlebte, zu trauen und uns dafür einzusetzen,
die Spirale des Hasses und der Bosheit zu durchbrechen.
Das glückliche Lächeln eines Kindes ist schon jetzt die Verheißung dessen, was unsere tiefste Sehnsucht ist:
Anerkennung und Vertrauen zu schenken und selbst dieses kostbarste Geschenk zu empfangen –
ganz ohne an Geld oder eine andere Gegenleistung als aufrichtige Dankbarkeit überhaupt zu denken.
Dann, das verspreche ich Ihnen, erleben Sie Weihnachten 2025 als ein Fest im Alltag,
dessen Licht weit ins Neue Jahr hinüberstrahlt.
Frohe und gesegnete Weihnachten!
Ihr
+ Bertram
Dr. Bertram Meier
Bischof von Augsburg











