Workshop „Taub und Katholisch“, 18.-20. August 2017, Mutterhaus der Franziskanerinnen in Luxemburg


In der Mitte des Raumes brennt eine Kerze. Da liegen Bücher aufgeschlagen, zu sehen sind Bilder, die Jesus zeigen wollen. Bunte Zettel liegen auch dort und Stifte. Hier in diesem Raum wird gemeinsam gedacht und sich unterhalten. Im Stuhlkreis sitzen zwölf Menschen. Sie sind gekommen um ein Wochenende gemeinsam zu verbringen. Jetzt in der Mitte des Wochenendes, es ist Samstag halb vier, feiert die Gruppe Eucharistie. In der Messe danken sie und bitten für einen guten weiteren Weg.

Auf der Einladung zum Workshop stand:
Taub und Katholisch – passt nicht – passt vielleicht – passt !?!?!?!“.
Gekommen sind alle nach Luxemburg ins Mutterhaus der Franziskanerinnen. Hier gibt es einen guten Rahmen für das intensive Programm. Einige kommen von weiter weg, aus München und Berlin, andere mehr aus der Nähe Nordrhein-Westfalen, Saarland, Rheinlandpfalz und Luxemburg, Hörende und Gehörlose. Gemeinsam ist die Gebärdensprach-Kompetenz. Alle wollen mehr erfahren und die eigenen Erfahrungen teilen.

Einstieg
Am Freitag reisen die meisten zum Workshop an. Alle stellen sich vor und teilen ihre Motivation mit. Schon jetzt entsteht ein buntes Bild von gegenseitigen Eindrücken. Später am Abend wird ein Stadtbummel durch das nächtliche Luxemburg gemacht. Von einem Aussichtsturm ist viel zu entdecken.

„Wer ist Jesus für mich?“

Am Samstag morgen geht es dann richtig los. Alle sitzen wieder im Kreis. Die erste Frage lautet: „Jesus und ich?“. Jede Person denkt selber nach und schreibt dazu etwas auf bunte Karten. Dann gebärden immer zwei Personen miteinander um sich auszutauschen. In der großen Runde stellen alle nochmal ihre Gedanken vor und legen die Zettel in die Mitte.

„Paulus gründet Jesus-Gemeinden“
Vom eigenen Jesus-Bild geht es im nächsten Schritt zu Paulus.
Paulus war der größte Missionar für Jesus. Er hat viele Reisen unternommen um von Jesus zu erzählen und Gruppen zu stärken. Daraus sind viele christliche Gemeinden entstanden und der Glaube hat sich immer mehr ausgebreitet. Zur Einführung sieht die Gruppe ein Video von Kilian Knörzer. (Hier Video) Danach gebärdet er selbst aus dem Brief an die Römer im ersten Kapitel die Verse 8 bis 16 (Röm 1,8-16). Was bedeutet das? Für die Gemeinde damals in Rom und für uns heute: Zur Gemeinde berufen.

Gemeinde: „Die von Jesus heraus gerufenen Menschen = Ekklesia = Kirche“
Somit gehen jetzt die Diskussion um Gemeinschaft und Gemeinde. Das Wort Kirche kommt vom griechischen Wort „Ekklesia“. Es bedeutet: „die Menschen, die heraus gerufen sind“- aus ihrer Welt, aus ihrem Leben. Jesus will, dass sie ihm folgen. Heute sind Christen auch herausgerufenaus ihrem Leben, ihrer Welt, ihrem Alltag. Sie haben eine Aufgabe: Jesus bekannt zu machen – durch ihre Worte und ihre Taten.

Gibt es eine „taube Ekklesia“?
Ja. Es gibt auch taube katholische Menschen, die sich herausgerufen fühlen. Sie leben in unterschiedlichen Ländern und Völkern. Sie haben zwei große Gemeinsamkeiten: sie sind taub, benutzen ihre Gebärdensprache – und sie sind katholisch oder christlich. Rebecca Mathes berichtet von einem internationalen ökumenischen Treffen 2016 in Budapst. Kilian berichtete von einem europäischen katholischen Treffen in Prag. Außerdem erzählten Mitglieder von der KGG Trier über ihre Kontakte zu den Freunden in der Gehörlosenseelsorge in Chicago.

Heilige Messe: Wer ist Jesus für mich? Wer bin ich für Jesus?
Dann folgt die Heilige Messe. Im Mittelpunkt steht Mt 16,13-18a. Dort im Matthäusevangelium fragt Jesus: „Wer bin ich für dich? (Mt 16,13-18a). Die Antwort ist klar: Jesus ruft auch die 12 Personen, die zum Wochenende zusammen sind. Sie sind heraus gerufen, um eine „ Gemeinde Jesu mit tauben Menschen“ zu bilden.

Was stärkt mich in meinem Glauben? Vernetzung!

In der nächsten Gruppenarbeit haben wir überlegt: „Was stärkt meinen Glauben an Jesu? Was stärkt unsere Gemeinde mit tauben Menschen?
In 3 Gruppen – taube Frauen, taube Männer,  Hörende – überlegen sich die Teilnehmer, wie man die Vernetzung verbessern kann. Die Ergebnisse werden später vorgestellt.

Gemeinsam entscheidet die Gruppe, welche Schwerpunkte im nächsten Jahr gesetzt werden sollen:
1. Taube-Bibel-Projekt (Texte in DGS + Infos)
2. „Gute Frage – Gute Antwort“ (Glaubenswissen, persönlich)
3. Wochenend-Workshop (wie jetzt)

Am Abend nach den Diskussionen geht es wieder in die Stadt und auch wenn es gemütlich ist, wird natürlich weiter diskutiert. Alle sind müde, aber freuen sich auf den nächsten Tag.

Ein taub-katholisches Netzwerk: www.taub-und-katholisch.de
Am Sonntag treffen sich alle wieder in der Runde. Gleich am Anfang wird ein Wochenende für den nächsten Workshop 2018 gesucht. Auch andere Termine werden gezeigt.
Kilian Knörzer stellt die Homepage www.taub-und-katholisch.de vor.


Zuerst konnten alle ihre Ideen zum Logo sagen. Es bedeutet: die beiden Gebärdenworte taub und katholisch in der Gebärdenbewegung. So entsteht ein Kreuz mit viel Bewegung, auf türkisfarbenem Hintergrund und organgen Kraft-Punkten.

Hier einige Termine, die für 2018 schon feststehen:
20.1.2018: Misereor Aktionstag in München
20 – 22.4. 2018: Workshop „Taub und Katholisch“ in Luxemburg
9. – 13.5.2018: Katholikentag in Münster
20. – 29.6.2018: Deaf Catholic Pilgrim, Rom
29.6. – 1.7.2018: Atempause-Wochenende, Angebot von München
10. – 14.9.2018: Internationale Gehörlosen-Wallfahrt nach Lourdes

Mit vielen Anregungen und neuen Impulsen fahren alle wieder weg und freuen sich auf die nächsten Treffen. Das Netz der „tauben Ekklesia“ entsteht. Wer baut mit?

Weitere Bilder:
          

 

 

 

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